Ob Indisch, Chinesisch, Italienisch oder sogar Brotrezepte… für die beliebtesten Küchen und Gerichte der Welt gibt es Unmengen von Rezepten für Kochanfänger. Die Authentizität ist oft schwer einschätzbar, wenn man die Gerichte in dem jeweiligen Land noch nie original gegessen hat. Selbst bei so etwas „simplem“ wie Pizza gibt es so vieles zu berücksichtigen, was viele nicht wissen (seit mein Mann sich intensiver mit dem Thema beschäftigt, weiß ich, dass Pizza machen nicht trivial ist und dass ich mein Leben lang schlechte Pizza gegessen habe). Ähnlich ist es bei Indischem Essen. Jeden Tag lese ich Rezepte für Indische Gerichte, die wenig authentisch sind. Ich möchte das gar nicht verurteilen oder auf die Authentizität beharren, denn meiner Meinung nach ist letztendlich jedes Rezept berechtigt, das schmeckt. Ich finde aber, dass Indische Gerichte noch besser schmecken, wenn sie authentisch sind. Und deshalb möchte ich dir 6 Tipps für das Kochen Indischer Gerichte geben.
1. Verwende frische Tomaten statt Tomaten aus der Dose
Zugegeben – ich habe immer eine Palette Dosentomaten zu Hause, weil ich sie häufig brauche und super praktisch finde. Allerdings niemals für Indische Rezepte, denn sie haben einen viel zu süß-säuerlich-tomatigen Geschmack. Perfekt für Tomatensuppe oder italienische Gerichte, aber für Indische Gerichte eignen sich frische Tomaten wesentlich besser. Als ich mein erstes Chana Masala mit Dosentomaten gekocht habe, war ich irgendwie nicht ganz zufrieden. Ein indischer Freunde sagte mir dann, dass die Verwendung von Dosentomaten statt frischen Tomaten der Fehler war. Ich wollte es nicht recht glauben, habe es aber dann trotzdem nochmal mit Frischen gekocht. Und das Ergebnis war wirklich überzeugend. Es lohnt sich, für Indisches Essen das Messer zu schwingen und Tomaten zu schnippeln.
2. Verwende keine Kokosmilch
Ich habe schon sehr viele Rezepte für indische Gerichte gelesen, die Kokosmilch enthalten. Sie kommt in indischen Gerichten aber nicht zum Einsatz. Zwar gibt es Gerichte mit Kokosnuss – vor allem im tropischen Süden des Landes wird viel mit frischer Kokosnuss gekocht, allerdings wird sie frisch geraspelt verarbeitet (z.B. für das Chutney oder das Auberginencurry). Die Kokosmilch aus der Dose, die wir hier kennen, ist viel zu süß und zu dominant und ist in authentischen Indischen Rezepten nicht zu finden. Eine cremige Konsistenz bekommen indische Curries durch die Verwendung von Cashew- oder Mandelkernen (z.B. beim Matar Paneer Masala, Chilli Milli oder Malai Kofta) oder durch weich kochende Hülsenfrüchte (z.B. im Dal Tadka). Aber auch Rezepte mit Joghurt geben indischen Curries eine großartige Konsistenz (so werden z.B. Kadhi Pakora oder Mixed Vegetable Masala gemacht).
3. Verwende keine Gemüsebrühe
Gemüsebrühe ist eigentlich auch für mich immer ein gutes Mittel, um ein Gericht umami zu würzen. In Indien ist sie aber überhaupt nicht verbreitet und ihr Einsatz zu diesem Zwecke erübrigt sich sowieso durch die Verwendung der vielen indischen Gewürze. In Gemüsebrühe sind außerdem Kräuter und Würzgemüse drin, die überhaupt nicht zur indischen Küche passen. Deshalb ist es viel besser, sich auf die Auswahl guter Gewürze zu konzentrieren.
4. Verwende indisches oder selbst gemahlenes Gewürzpulver statt handelsüblichem Currypulver
Viele wissen bereits, dass Currypulver eine Erfindung der westlichen Küchenwelt ist. Auch in Indien ist es zwar bekannt, wird aber nicht verwendet. Andere Würzpulver und -pasten sind mittlerweile ebenfalls in den Gewürzregalen vertreten und haben auch ihre Daseinsberechtigung. Denn wer möchte sich schon, wenn er zweimal im Jahr Indisch kocht, ein riesiges Gewürzlager anlegen müssen? Trotzdem passt nicht jede Gewürzmischung zu jedem Gericht. Ich empfehle dir daher, wenn es doch Currypulver sein soll, nicht ein beliebiges aus einem deutschen, sondern das Madras Curry Masala aus dem asiatischen Supermarkt zu nehmen. Dieses eignet sich gut für südindische Gerichte und Gemüsecurries. Am allerbesten schmecken selbst und frisch gemahlene Gewürzpulver, die auf das zu kochende Gemüse abgestimmt sind, aber für den Anfang schmeckt eine einfache Variante mit einem gekauften, indischen Pulver auch erstmal sehr gut.
5. Verwende kein Olivenöl
Je nach Region werden in Indien unterschiedliche Öle verwendet. Im Osten ist es z.B. Senföl, im Süden wird viel mit Kokosöl oder ungeröstetem Sesamöl (nicht zu verwechseln mit dem Chinesischen aus geröstetem Sesam – das Indische ist hier leider sehr selten erhältlich) gekocht. Ghee (geklärte Butter) passt immer gut und kommt überall zum Einsatz. Ein geschmacksarmes Pflanzenöl, aber auch Sonnenblumen- und Rapsöl sind auch gut für indische Gerichte geeignet, denn sie sind nicht so dominant und passen geschmacklich zu den Gewürzen. Olivenöl wiederum ist zwar bei uns ein sehr beliebtes Öl, das nicht nur gesund ist, sondern auch super schmeckt. In Indien wird Olivenöl aber nie verwendet und es passt meiner Meinung nach auch nicht. Wenn du Indischen Gerichte veganisieren willst, greife lieber auf die o.g. Optionen zurück.
6. Achte auf die Qualität der Gewürze
Ich habe schon so viele Gewürze und Gewürzmischungen ausprobiert und verglichen und stelle immer wieder fest, dass die Qualität der Gewürze einen riesigen Unterschied macht. Das bedeutet nicht mal, dass du deine Gewürze direkt aus Indien importieren oder im asiatischen Supermarkt kaufen musst – sogar im Gegenteil. Die Masalas, die ich in Indien oder im Asiamarkt gekauft habe, waren oft Massenware – die Gewürze schmeckten nach sehr wenig und waren manchmal verklumpt und abgestanden. Die Gewürze aus dem asiatischen Supermarkt sind außerdem weder nachhaltig produziert, noch geschmacklich gut. Die gute Nachricht ist: jedes indische Gewürz ist irgendwo in Bioqualität erhältlich. Ich kaufe einen Teil meiner Gewürze Online und einen Teil im lokalen Unverpackt-Laden. Wenn du ein Masala brauchst, das du nicht kaufen kannst, dann stelle es super einfach selber her. Den besten Geschmack erreichst du sowieso durch das Anrösten und mahlen von ganzen Gewürzen.